DIE GESCHICHTE DER pissenden kuh:
die anfänge:
schon mitte der späten 60er machen DIET und IKO auf dem elterlichen heimtonband (GRUNDIG) erste aufnahmen, angeregt durch das legendäre hör-/schattenspiel „opa alfke & die gängster“ (+ später MOPSY MOPS): kindliche hörspiele und geräuschorgien (erste sound-experimente!!!), mit massenhaft explosionen u. autounfällen. (was man wunderbar durch schräg-übers-mikro-blasen erzielen konnte!)
anfang der 70er: die erste band der SCHÜTTE-brüder - TÖRF, eine blues-rock instrumental-truppe macht 1te aufnahmen. mit 1 mikro wird die erste 3-er besetzung erstaunlich gut eingefangen (zu hören auf „Fleischeslust“). ein halbes jahr später: der fortschritt - 1 zweiter gitarrist, ein 2tes mikro. kann über eine steckleiste (gesellenstück von TÖRF-roadie DINO´s bruder, schon damals BRISK frisiert!) eingesetzt werden, nur was soll damit jetzt noch extra eingefangen werden? DIET hat ein neues hi-hat am schlagzeug - alles klar, das 2te mikro da dran! tolle aufnahmen, genauso ausgewogen wie die vom 1ten mal, wenn nur das überlaute hi-hat nicht wär ...
ca. 1973 macht DIET seine 1ten „multiplay“-versuche, bei denen er alle instrumente selbst spielt. („multiplay“ = „sound-on-sound“, nur mit bestimmten tonband-geräten möglich) eine spur des stereobands wird aufgenommen, dann zusammen mit einem neuen zusätzlichen instrument auf die 2te spur überspielt, und mit einem 3ten instrument wieder zurück, usw. ... hin-und-her, hin-und-her, ping pong ping pong. jahrelang die einzige „studio“-möglichkeit der PISSENDEN KUH (weshalb auch ein großteil der kassetten in Mono sind!) - erst ca. ´84 wurde der 4-spur-rekorder eingeführt, der aber schnell wieder kaputt ging. (vieleicht, weil nie GEZ bezahlt)
mitte der 70er: neben der live-band laufen immer wieder sessions mit diversen leuten: meist free-form krach- und blues-gedudel. und wie es sich für traditionelle avantgardisten gehört, wird auch schon mal ein klavier zerhackt! (müßte eigentlich auch aufgenommen worden sein) auf der anderen seite werden aber die aufnahme-versuche vertieft: sowohl space+chaos-collagen als auch püschedelische hörspiele + fake-radiosendungen als auch ernsthafte songs. vor allem „very good idea“ + „tramper song“ von DIET sowie „der blaue express“ von IKO hinterlassen nachhaltigen einfluß. („very good idea“ wurde von KÖÖM gecovert). zudem wird immer wieder mit „gefundenen“ texten (bevorzugt aus fibeln + anderen schulbüchern) und tape-loops experimentiert.
ca. ende ´76 (wahrscheinlich eher anfang ´77) kriegt man zum 1ten mal das fänomeen punk mit, in zeitschriften und fernseh-reports (z.b. „new york, new york“ mit Werner Becker, die DEAD BOYS!) kann man allerdings bei solcherart quellen die musik nie so richtig hören. nach dem motto „was die da angeblich so machen sollen, das können wir doch auch“ („ham wir sowieso schon immer gemacht“) macht man im legendären SCHÜTTE-keller in der osterstraße „punk nach bastelanleitung“ - in der besetzung IKO (b), SLÖRFI (git), LARS (git) + DIET (dr) oder umgekehrt. da alle BRISK frisiert sind treffen die aufnahmen genau den zahn der zeit, wie nicht anders zu erwarten, der song „erwachsen“ landet später im WALTER´s IMBISS-repertoire.
das
hochzeitalter:
ende der 70er: das home-taping nimmt fieberhafte aktivitäten an, HEINZ SCHÜTZE und GONZO HANKE verbringen ganze nächte auf der suche nach dem „stop“-button. (siehe „Fleischeslust“) DIET spielt als mehrköpfige band im alleingang stundenweise material ein. erste ergebnisse gelangen an die öffentlichkeit, die SCHÜTTE-brüder verteilen privat tapes, einiges wird davon später auf „Fleischeslust“ + "... nur noch RESTE, Mann!" + "tammel & gammel" veröffentlicht. NOTAUSGANG macht erste auftritte, KÖÖM wird immer „waviger“, bald splittet sich WALTER`S IMBISS ab. die friesen landen als erster auf dem mars.
anfang der 80er: im SOUNDS
kann man nachlesen, daß es
jetzt um sich greift, daß leute zu haus selbstgebastelte
musik aufnehmen. soso
... es gibt also noch andere wirrköpfe, die ähnlich
arbeiten wie wir? und tapes sollen ein aktepzables medium sein, um
seine musik zu verbreiten. hhmmh? ...
man kann sogar geld dafür nehmen? ... wir auch?
testweise
wird eine 1te kassette ans SOUNDS
geschickt und von ALFRED HILSBERG euphorisch besprochen, der allerdings
seine
lesebrille nicht aufhat und den namen nicht richtig entziffert.
(„gilligan´s
kinder“ = „gilligan´s insel“)
oder war´s HEINZ SCHÜTZE´s sauklaue? (der
behauptet steif und fest, er hätte es getippt und hat ALFRED
einen bitterbösen beschwerdebrief
geschrieben, siehe ausschnitt) die erwähnte kassette ist ein
vorabtape von
„Fleischeslust“,
in einer etwas anderen zusammenstellung und bevor uns dieser
titel einfiel.
PISSENDE KUH KASSETTEN
wird gegründet.
zuerst noch GOTT-SCHÜTZE- HEINZ-SCHÜTZE- PRODUCTIONS
genannt, konnte HEINZ
schnell überzeugt werden, daß man 1985 mit diesem namen
nie den 1ten platz beim „der
schönste kassettenlabel- name“ - wettbewerb
im TOY TOY
(ist das jetzt nicht ne
dixie-klo-firma?) belegen würde. (außerdem konnte
so HEINZ aus der scheffetaje
gemobbt werden, wo er sich langsam breitmachen wollte!).
15.08. + 10.10. ´81: erste punk-festivals im „schaardreieck“/WHV (die "WirrWarr-Festivals" mit SLIME, BUTTOCKS, DAILY TERROR, SCHWEINE IM WELTALL etc.) hinterlassen ihre spuren (veranstaltet von Marco „Prolo“ Müller, natürlich mit den SCHÜTTE-brüdern entfernt verwandt). man nutzt die gelegenheit und nimmt kontakt auf mit anderen gleichgesinnten wirrköpfen.
13.03.´82: im „alhambra“/OL findet das "spaß muß sein-festival" mit 25.000 regionalen bands statt, u.a. SCHWEINE IM WELTALL, WALTER´s IMBISS, RUDOLF´s RACHE, sowie SNAPPY + DIE CHAUVINISTEN, OH 87 und 24.995 weiteren bands (evtl. auch NIVEAU NULL). die „nur-echt-mit-schwarzer-lederjacke“-punks nehmen langsam überhand, es kommt zu auseinandersetzungen. (WALTER´s IMBISS pöbeln von der bühne runter: “schwarze lederjacke allein macht noch keinen punk!”. als dann einer mit ner braunen lederjacke auftaucht, wird dieser als „ey alter, du bist korrekt“ klassifiziert, was komischerweise die „echten“ punks verstummen läßt!) man trifft zum 1ten mal die TRÜMMER-brüder, die mit RUDOLF´s RACHE ihren 1ten auftritt absolvieren.
kurz danach die erste große
vareler zusammenkunft: das „fleisch-festival“
im „allee-hotel“,
6 bands für 3 mark, ca. 600 zuschauer.
sollte eigentlich als nachfolger der „Fleischeslust“-kassette
dokumentiert
werden („fleischsalat“),
scheiterte aber am bereitstellen von aufnahmen seitens
der beteiligtenen bands. ich glaube es waren: RADBOD, NOTAUSGANG, INTERSCHROTT, WALTER´s
IMBISS, RUDOLF´s
RACHE,
SCHWEINE IM WELTALL.
ein
zündfunke, der viele dazu anregt, sich BRISK zu frisieren. einige
fangen an, aufzunehmen ,
andere formieren bands, manche machen sogar beides. in der folgezeit
werden in unregelmäßigen abständen
konzerte u. festivals veranstaltet, hauptsächlich im
„kurhaus“ u. im
„schaar3eck“/WHV.
inzwischen in HI
die hildesheim connection:
ende ´77 verschlug es IKO nach
hildesheim, zwecks studium. er landete in einer jazzrock-hochburg mitten im
hardrock-land, versuchte sich kurzzeitig tatsächlich sogar als bassist in einer
jazzband, welche „real book“-sachen spielte, ließ das aber wegen unfähigkeit
schnell wieder bleiben. (sein nachfolger war JÜRGEN „schacko“ ATTIG, später
FELIX DE LUXE etc.! und der konnte schon damals was) bald darauf lernte er
BERNWARD und STEPHAN (-> MOTTEK) kennen, die damals in einem
alten abbruchhaus LSD-sessions machten. sie waren noch sehr SANTANA beeinflußt, BERNWARD
spielte auch zeitweilig in einer band mit KEULE (dem 1ten sänger der
SCORPIONS!) der grade ARGUS (seine WISHBONE ASH-coverband) aufgelöst hatte.
während der örtliche plattenladen
schon früh und gut mit punk und wave bestückt war (gehörte zur BOOTS-kette) und
sich schnell ein kleines grüppchen von connaisseuren zusammenfand, dauerte es
etliche jahre bis sich sowas wie eine punk-szene in hildesheim entwickelte. die
1te band dürfte KZ REKORDER gewesen sein, ein wechselnder haufen wirrköpfe (wo
IKO dann allen ernstes versuchte, schlagzeug zu spielen), der sich schnell in 2
teile aufsplittete (so um ´80 rum). ABC-ALARM war die punk-fraktion um STEPHAN,
was später zu MOTTEK führte. IKO und GONZO HANKE verfolgten dagegen die
elecktrick-schiene und machten VOLKSSCHULE auf, wahrscheinlich die 1te
synthiesizer-band weitundbreit. rechtzeitig zum 1ten auftritt stieß der
legendäre SCHACHTMEISTER dazu und kurze zeit später wechselte HOPPI (vorher ABC-ALARM-sänger)
die fronten. (siehe auch die VOLKSSCHULE-homepage, recht akurater V.S.-geschichtsaufriss, wo allerdings IKO mit HEINZ
SCHÜTZE verwechselt wird!)
anfang ´81 landete IKO nach mehreren umzügen in dem legendären künstlerhaus in der drispenstedter-str., wo (schon immer?) künstlerig veranlachte personen gewohnt hatten, z.b. maler wie NORBERT KLORA oder ULI BOGISLAV, auch HERMANN NAUJOKS war schon anwesend, seines zeichens goldschmied. dies wurde (zumindest für einige jahre) das PeKaKa-hauptquartier. ca. ein jahr später zog dann WENZEL STORCH ein, er nannte sich noch nicht so, aber er war es, kein zweifel. mit gespitztem kuli lauerte er schon damals hinter der ecke, um knackige dialoge für seine drehbücher zu ergattern. die gegend war dafür ja wirklich prädestiniert, im (vor-)letzten ghetto von HI gelegen war im tiefparterre des hauses ein winziger „tante-emma-laden“ (ganz) alter schule, der größtenteils davon lebte, alk, bier, libero, schnaps und alkohol (und bier) an die alkies aus dem benachbarten „weißen haus“ (damals das obdachlosen-asyl) und ähnlichem abschaum aus der umgebung (also auch uns) zu verkaufen. offiziell durfte der treibstoff nur außerhalb des ladens verzehrt werden, aber bei regen wurde schon mal ne ausnahme gemacht. bei derartiger wetterlage konnte man interessante konversationen belauschen (wir mußten immer diebstahlsicherung bei unseren fahrrädern betreiben, d.h. sie in den flur (= hochparterre) stellen, welcher nur durch eine meist offenstehende schiebetür vom laden getrennt war) ...
also, hier mal eine der konservationen, die ich bei einer solchen gelegenheit mithören durfte: ein großes hobby der alkies war es, im laden BRAVO zu lesen, die aufklärungsberichte. grade als ich mein fahrrad reinstellte fragte die fette ROSIE: „ko-ituss? wass´n das´n?“, also die sollte sowas eigentlich wissen (siehe WENZELSTORCH/hildesheim, das ist die für 5,- im zelt!). irgendjemand antwortete: „zungenkuss! zungenkuss!“, was mit gemurmel aber nicht unbedingter zustimmung beantwortet wurde. schließlich ließ sich aus der allerletzten ecke des dichtgedrängten winzigkleinen ladens kichernd ein winzigkleines verschrumpeltes schwarzgekleidetets männchen (den ich nur sehr selten dort gesehen habe) vernehmen: „kietzla! kietzla! kietzla!“ großes beifallsgejohle, noch ne runde „libero“ und „kulmbacher“ (und wie immer damalas das billig-bier hieß) und DR. SOMMER hatte mal wieder den abend gerettet. (bzw. einige sexuelle horizonte erweitert)
wie man sieht, es war immer was los! es herrschte also eine kreative atmosphäre und so waren immer irgendwelche aktivitäten am laufen - volltrunkene sessions um mitternacht (nicht nur NAUJOKS), creative scriptwriting am nachmittag, bilder kleckseln am abend, brötchen und bildzeitung (wird beides übrigens aus dem gleichen material hergestellt!) kaufen und auf die neusten sprüche der alkie-szene horchen am vormittag. („man muß immer sein ohr am arsch des volkes haben!“ CHARLES BUKOWSKI) bild rechts: WENZEL kurz nach dem aufstehen, kurz vor bild und brötchen holen.
auch IKO war eifrig dabei: leerkassetten hochwerfen und mit der
klick-klack-kamera knipsen für die neuste PKK-werbung (ergebnis ->
KASSETTOGRAFIE), schräge fanzine-artikel (bild links: was? das da soll ich geschieben haben!?!)auf der legendären "Valentine" von OLIVETTI tippen (die mit der schönen
typo, siehe z.b. NOTAUSGANG „Blau“, die sich STORCH dann für seine
drehbücher auslieh und nie zurückgegeben hat) , mit der normal-8-kamera in der
gegend rumwackeln für die neusten experimentalfilme (einige sind z.b. auf dem
„e-film-workshop“ in Osnabrück gezeigt worden), farbe auf die leinwand
klatschen (aber nicht hinkucken dabei!) und sich als richtig neuer wilder
fühlen (vorher war man ja nur alter wilder) ... (und jetzt nur ein wilder alter, höhö!)
die aktivitäten von VOLKSSCHULE
beschränkten sich auf 1 – 2 x wöchentliches üben und aufnehmen, nur sporadisch
wurden auftritte gemacht. und da auch sonst nicht sonderlich viel interessantes
in niedersachsens kulturhauptstadt (eigenwerbung HI!) abging, nur langsam
tauchten einige kidpunk-bands auf (z.b. PÖBEL, ANFALL), reiste IKO an
wochenenden immer in die heimat nach VAREL, wie sich das für einen anständigen studenten auch
gehört. denn hier "steppte der bär!" (um es im saloppen jargon der jugend von heute auszudrücken), es liefen also aufnahmesessions, konzerte, parties, feten, auftritte usw. es war immer was los, es gab immer was zu tun.