„varel ain´t no funky-town“ (SIEGI & DIE TÜTEN)

 

VAREL

kleines kaff in friesland, die typische kleinstadt. auf der autobahn ziemlich genau in der mitte zwischen OL (autobahnkreuz) und WHV (ende der autobahn, ende der welt!). mit dem eingemeindeten nordseebad DANGAST, auf dem letzten nördlichen geesthügel am südlichen zipfel des jadebusens, "südliche nordsee" (touristenwerbung), 
"varel - die stadt zwischen wald und meer" (offizielle stadtwerbung), 
"varel - die stadt zwischen mehr und weniger" (Heinz Schütze)

wanderer kommst du nach „fahrel“, so sage nicht „warrell“, sonst hast du dich sofort als blöder tourie geautet. und sag nicht "ostfriesland", das fängt erst 20 km weiter westlich an. jaja, ostfriesland liegt westlich von friesland!!

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DIE VARELER SZENE:                     

yo, die gab`s wirklich. ... ehrlich! anfang der 80er - varel brannte förmlich vor kreativität, wie so viele andere deutsche kleinstädte. die großstädte brannten auch, aber weniger vor kreativität, da versuchte man sich wie üblich an aktuelle trends aus NY, london etc. ranzuhängen - um sich dann neu und ganz toll kreativ vorzukommen ... in varel jedoch existierten eine ganze reihe bands, sowie mehrere einzelprojekte, die (zumindest für eine weile) eine eigene und eigenständige musik machten.

unvergessen sind z.b.: INTERSCHROTT, KÖÖM, NOTAUSGANG, WALTER´S IMBISS, SPÜLBLITZ, DIE TITTEN, MUFF POTTER BLUES BAND, GILLIGAN´S INSEL, RADBOD, TAGESSCHAU, DIE RUSSEN, JIVE KAPELLE, VORDEREISBEIN, HERBMAN BAND und und und ...

einige bands* schafften es sogar bis in die BRAVO, in einen „deutsche musik-szene“-bericht (der nur daraus bestand, daß unmengen von bandnamen aufgelistet wurden.) und aus einigen ist später wirklich was geworden ...

* = FÜNF MINUTEN UNTERSCHIED (SCHLAFFEN AFFEN), SCHWEINE IM WELTALL, WALTERs IMBISS, in einer bunten liste mit KRAFTWERK, DAS DRITTE OHR, ABWÄRTS, GRAF HAUFEN, GROBSCHNITT, TON STEINE SCHERBEN, KLAUS LAGE, OH 87, ORGANBANK, KNALL, MDK, RADIERER ...

 

WAS:

man spielte allerhandlei sorten von musik: punk, wave, krach, reggae, beat, blues, rockabilly, ska und und und ... zu der zeit trat man noch gemeinsam auf, ungeachtet von musikstil, rasse, religion oder kleidung. und wenn nicht mindestens 300 zuschauer bei solch einer ökumenischen veranstaltung dawaren, war´s ein flop! (das war ganz schön viel, damals! für so eine kleinstadt!) tja, die gute alte zeit ... die leutchen waren halt froh, wenn überhaupt mal irgendwo was los war ... in varel, am arsch der welt ... 

konzert<-- typisches konzert aus der zeit kurhaus

 

WO:

veranstaltungsorte  waren z.b.: vor allem das „kurhaus dangast“ (bild, uralter künstler- und veranstaltungsort, wo man von der bühne aus auf den jadebusen kucken konnte! die BRÜCKE-maler waren hier aktiv, sowie zu unserer zeit BEUYS-schüler ANATOL, GRENZER, BUTJATHA u.a. das „kurhaus“ ist von künstlern wie ERICH HECKEL oder FRANZ RADZIWILL in bildern verewigt!) -- das schaar3eck„schaardreieck“ (in WHV, lange zeit DER punk-laden weitundbreit) -- private parties oder „besetzte“ gebäude (wie z.b. der BFT-Markt, wo ein legendäres TAGESSCHAU-konzert stattfand) -- das „Allee-Hotel“ (zuerst offizielles jugend- u. kulturzentrum der stadt varel, welches meist aber eher für abi-bälle, tupper-parties u.ä. mißbraucht wurde) -- die „weberei“ varel (später das offizielle jugendzentrum), wo dann fast gar nichts mehr lief ... -- mehrere jahre lang wurde sogar auf dem vareler stadtfest zusätzlich zur gefeierten HERBMAN BAND ein punk-festival geduldet (auf dem bild DYT im offiziellen TAGESSCHAU-band-jackett mitten im pogo-mob) ...  pogo stadtfest

vareler bands spielten u.a. auch im: „alhambra“ (OL), „pumpwerk“ (WHV), „schlachthof“ (HB), „versuchsfeld“ (HH), „kornstr.“ (H), „booster“ („jabo jabben“, jaderkreuzmoor), „rainbow“ („deutsche eiche“, obenstrohe), „newtimer“ (zetel), „pogo“ (cloppenburg), diverse jugendzentren im großraum (rodenkirchen, bad zwischenahn, sande, westerstede, rastede, jever, wittmund ...), irgendsoein laden in hahn, open-air auf der reitbahn in rastede, open-air in bad zwischenahn, wochenende an der jade in WHV ... und und ... und

 

das ende:

sowas wie der endpunkt der „vareler szene“ war wohl 1984 das von INTERSCHROTT veranstaltete festival am dangaster hafen, sowie kurz vorher (am 19.6.) das „radio-bremen-festival“ im „kurhaus dangast“, mit 4 bands (GILLIGANs INSEL, RUDOLF`S RACHE, SCHWEINE IM WELTALL, INTERSCHROTT) zugunsten eines jugendzentrums. RADIO BREMEN berichtet über "punk in der provinz", moderiert von CHRISTIAN GÜNTHER (RIP, war auch weser-stadion-sprecher u. damals werbestimme für OMO!),omo der weder wußte wo er genau war, noch was das ganze überhaupt sollte („es ist ein weiter weg von der geest bis zum ritt in den sonnenuntergang.“ wie wahr!). und SCHÜTTE-schwester EFA, die sehr wohl wußte wo sie war („hier hab ich früher immer meine geschwänzten schulstunden verbracht!“). von den 4 bands werden nur 3 ½ live übertragen, INTERSCHROTT wurden schon bald abgewürgt, war wohl zu „echt“ punk. außerdem gab es interviews mit beteiligten fans (sogar „echte“ punker dabei, alter schwede!), veranstaltern, politikern (Karl-Heinz Funke, damals vareler bürgermeister, später Bundes-Landwirtschaftsminister macht versprechungen, die er nicht einlöst!), musikern etc. und natürlich mit Karl-August Tapken, „kurhaus“-wirt und unübertroffener förderer der vareler musik-(und oben erwähnter künstler-) szene, dem man gar nicht genug danken kann für die ewige unterstützung!!! (hat nicht nur konzertraum, sondern auch ü-räume für bands, übernachtungs- u. sogar wohnungsmöglichkeiten zur verfügung gestellt!) was legionen von klugschnackenden politikern in sachen jugendarbeit und kulturförderung nicht fertigkriegen, er macht sowas im alleingang. hut ab, wenn er nicht schon längst das bundesverdienstkreuz gekriegt hätte, man müßte es ihm allein deswegen verleihen!!! das "kurhaus dangast" ist immer eine reise wert!!!

GILLIGANs INSEL-clip von diesem konzert ankucken? hier!


ROCK in VAREL:

rockmusik-aktivitäten sind in varel nichts neues. legenden wie das ARNGAST-TRIO oder SÖÖT UND SUUR sind legenden.

nwzanfang der 70er gastierten krautrock-legenden wie KRAFTWERK, FRUMPY, EMBRYO, BIRTH CONTROL, NINE DAYS WONDER, GROBSCHNITT oder JANE u.a. im lengendären „allee-hotel“ und PUPPENHAUS, GATE, TIBET oder COSMIC CIRCUS MUSIC (legendär) im „kurhaus“, MISSUS BEASTLY sogar an beiden orten (siehe zeitungsclip, die Oldenburger band MAYFAIR geflopt? wie kann das angehn? die hatten doch den legendären DIETER BOHLEN an der orgel! war er etwa nicht BRISK frisiert?) vor allem „Lompoc Music“ als örtliche veranstalter sorgten immer wieder für gutbesuchte konzert-highlights. (die SCORPIONS spielten allerdings vor nur ca. 50 leuten!!)

 

legendäre einheimische bands in den frühen 70ern waren z.b. SILBERBART (krautrock-legende, über die erst jetzt langsam näheres rausgefunden wird, z.b. wo der drummer später gespielt hat ... tja, also ich wußte das schon lange! aber wenn ich euch das erzählt habe, habt ihr mir nicht geglaubt!), GRITTZNA WADULL (oh gott, wo die teilweise später gespielt haben!), TÖRF und CLIMAX (manchmal auch TIMEX oder XANTH genannt), später dann KÖÖM und die HERBMAN BAND. auch SCHICKE FÜHRS FRÖHLING (SFF) hatten ihre verbindung nach varel (der spätere bassist EDE BRUMMUND-RUETHER, RIP!) und sind in ihrer vorherigen inkarnation SPEKTAKEL viel mit SILBERBART zusammen aufgetreten. anfang der ´80er trat in den gleichen lokalitäten wie wir (s.o.) ein trio mit dem einfallslosen namen TRIO auf, das wenig später mit „dadada“ in anderen (und etwas größeren) lokalitäten auftreten sollte (wo wir aber nicht mehr dabei warn). mit dem ex-SWEET SMOKE (die tanzkapelle von „highlight/wilkenjohanns“ in Zetel! nicht die hippie-band!) -schlagzeuger, der früher bei SILBERBART gespielt hatte und aus varel stammt: PETER BEHRENS.